RÄDLE MAGAZIN

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Teil I – Como und Florenz

Kleine und größere kulinarische Entdeckungen in Italien – Eine kurze Rundreise

Wie so viele, lieben wir Italien und natürlich die italienische Küche. Vor 30 Jahren führte uns die Hochzeitsreise nach Capri, der – wenn abends die Touristen wieder alle weg sind – so traumhaften Insel. Diesmal ist unser Ziel Sorrento und die Amalfiküste. Eine Reise mit dem Auto in angenehmen Etappen. Freiburg – Como, das ist, wenn man früh startet, gut bis mittags zu schaffen.

Das schöne Como an diesem verwunschenen Comer See hat nicht nur den besten Ruf, wenn es um Preis-Leistungsverhältnisse beim Essen und den Übernachtungen geht oder die Qualität dessen, was auf den Tisch kommt. So entscheiden wir uns für den kleinen Ort Brunate auf dem Berg, den man auch mit der Standseilbahn - Funicular - erreichen kann. Der Aufstieg mit dem möglichst nicht zu großen Auto ist nichts für schwache Nerven aber ein kleines Abenteuer in sich. Haarnadelkurve an Haarnadelkurve arbeitet man sich langsam und umsichtig auf der teils sehr schmalen Straße nach oben. Aber schon der Blick vom knapp 800 Meter hohen Brunate auf die Stadt, den See und das umliegende Gebirge entschädigt. Das einfach restaurierte Jugendstilhotel „Bellavista Boutique Hotel e Ristorante“ erwartet uns mit seinem netten und hilfsbereiten Service. Die Zimmer sind eher klein und verwinkelt, die 140cm breiten Betten etwas gewöhnungsbedürftig, die Ausstattung überschaubar, aber alles ist sehr sauber und funktioniert.

Die herrliche Freiterrasse lädt dann auch gleich zu einer Flasche trockenem italienischen Rosé, etwas Antipasti aus lokalem Fisch, italienischen Würsten und Schinken und bester selbstgemachter Pasta ein. Danach ein wohlverdientes Nickerchen bei offenem Fenster und man erlebt einen traumhaften Sonnenuntergang beim Abendessen mit Gerichten, die man sich alle teilen kann und die man nacheinander in Etappen, je nach Hungerlage, bestellt. Man hat hier seit mindestens 50 Jahren der Versuchung widerstanden, zeitgeistiges oder stromlinienförmiges Geschirr anzuschaffen, alles wird auf schönen alten Tellern und Platten angerichtet. Ein genussvoller Abend der willkommenen Entschleunigung. Das Essen ist preiswert und, wir würden sagen, gehoben bürgerlich mit Kick. Unser Zimmer mit der einzigen Miniterasse für € 250,00 pro Nacht bei oben beschriebener Ausstattung dann aber preislich auch schon am oberen Ende. Trotzdem: Como, einmal aus ganz anderer Perspektive.

Unser nächstes Ziel Florenz wartet mit einem vollkommenen Kontrastprogramm. Versteckt, ohne Türschild, in einem herrschaftlichen Wohnhaus an der alten Stadtmauer, in der Via Montebello, hat die einnehmend sympathische Veronica Grechi eine Oase der Schönheit, der Stille und des vollkommenen Wohlseins geschaffen, „Velona‘s Jungle Luxury Suites“. Ihr Vater war ein hochgeachteter Kunst- und Antiquitätenhändler. Veronica liebt die Natur, nachhaltige Konzepte und Lebensformen und besitzt einen außergewöhnlichen Sinn für mutiges Design und höchste Wohnkultur. Auf zwei Stockwerken stehen den staunenenden Gästen herausragend eingerichtete Suiten zur Verfügung. Antiquitäten gepaart mit moderner Kunst, bemalte „Trompe-l’oeil“ Wände mit Naturmotiven, in mutigen Farben neubezogene, aber alte Möbel, Artefakte und Skulpturen – man kann sich gar nicht satt sehen an diesem Fest für die Augen und die Sinne. Sicher eines der schönsten Stadhotels, die wir je gesehen und erlebt haben. Und das alles für rund € 220,00 pro Nacht, ein unglaublicher Preis.

Und dann ist da natürlich noch das lebende Florenz-Lexikon Veronica, die einem für wirklich jeden Wunsch eine passende Empfehlung geben kann und alles nach Wunsch organisiert. Wir essen abends in der Trattoria für die „indigene Bevölkerung“, die „Trattoria Omero“, in herrlichen Jugendstilgasträumen wird beste Florentiner Hausmannskost serviert. Die Pasta ist schlicht göttlich, gegrillte Taube, frittiertes Huhn oder das berühmte Bistecca vom Grill. Hier hüpft das Herz bei einer sehr schönen Weinkarte. Den Rotwein bitte kühlen lassen, auch wenn der Kellner das Gesicht verzieht, er wird sonst bei 30 Grad Zimmertemperatur serviert. Das wahrscheinlich beste Restaurant Italiens ist in Florenz beheimatet, die „Enoteca Pinchiorri“, mit drei Michelin Sternen. Leider hatten sie Betriebsferien. Herrliches Florenz!

Christian Hodeige

www.bellavistabrunate.com

www.velonasjungle.com

www.ristoranteomero.it