Teil II – Latina und Sorrent
Auf gut halbem Weg von Florenz nach Sorrent liegt der Badeort der Römer, Latina. Nichts berauschendes, nicht gerade der schönste Mittelmeerstreifen, aber für eine Nacht zum Meerluft schnuppern genau richtig. Wir nächtigen im sehr angenehmen „Sabaudia Hotel“ und lassen uns im noch besseren „Ristorante Vivaldi“ mit viel frischem Fisch und Meeresfrüchten und natürlich mit Pasta verwöhnen.
Von Neapel bis Sorrent geht es dann meist nur im Schneckentempo, die Straßen sind voll und die Streckenführung gibt schon einen kleinen Vorgeschmack, was den beherzten Autofahrer an den Küstenstraßen so erwartet. In Sorrent angekommen, stockt einem erst mal der Atem. Spektakulär an und über einem von den Römern ausgebauten Kliff angesiedelt, über dem Golf von Neapel, dahinter erhebt sich das stattliche Vesuvgebierge – die Szenerie von Sorrent könnte eindrucksvoller kaum sein. In Sorrent eine wuselige Fülle von meist italienischen und amerikanischen Touristen in den malerisch engen Gassen, alles sehr entspannt und unverkrampft. Überhaupt begegnen uns die Italienischen Gastgeber auf dieser Reise mit sehr herzlicher Freundlichkeit und überaus zuvorkommender Hilfsbereitschaft.
Kompanien lebt vom Tourismus, das scheint hier allen sehr bewusst zu sein. Zitronen – und Orangenbäume als Straßenrandbepflanzung, überbordende Olivenhaine an steilsten Felsen, das herrlich blaue und sehr saubere Meer, der leichte Wind und Bilderbuchwetter lässt einen verstehen, warum die Kampanier sagen, wenn einer gestorben ist, dann geht er lediglich den kurzen Weg vom Paradies in den Himmel.
Unsere erste Station ist das Restaurant „Pergula“ im ehrwürdigen Hotel „Bellevue Syrene“, für uns das erste Haus der Stadt, natürlich auch wegen der Lage direkt am Scheitelpunkt des Kliffs. Hier sitzt man in schönster Ruhe und Abgeschiedenheit unter einerPergola von Glyzinien und schaut aufs Meer. Unbedingt reservieren. Unten, 70 Meter tiefer, im Wasser sind kleine, sehr einladende Seebäder mit Meerzugang alten Stils, man schreitet über Treppen in‘s Meer. Schöne Vorspeisen und beste Pasta, immer nach den Tagesspezialitäten fragen, erfüllen, wie die Hauptgänge, fast alle Wünsche. Alle Speisen kann man teilen, das lädt zum Probieren ein. Die Preise sind erstaunlich zivil. Die ausgezeichnete Weinkarte verrät, welch großartiges Weinanbaugebiete Kampanien ist, bei uns ist das ja eher weniger bekannt.
Ein absoluter Höhepunkt ist das Zwei-Sternelokal „La Torre del Saracino“ in Vico Equense. Erstklassige, zuweilen atemberaubende, italienische Hochküche des Meisters Gennaro Esposito. Man entscheidet sich, wieviele Gänge man zum Abendessen wünscht und dann zaubert einer der besten Köche Italiens. Kampanien ist reich an Spitzenrestaurants, wie „Don Alfonso 1890“, „Lorelei“ oder „Quatro Passi“ und natürlich an traditionellen Trattorien, wie „L‘Antica Trattoria“ oder “Il Buco“, Klassiker in Sorrent.
Bei „Gargiulo“, einer Olivenöl-Mühle, kann man nicht nur herrliche Öle kaufen, sondern erlebt bei einer Führung, wie unglaublich aufwendig der Herstellungsprozess dieses wertvollen Nahrungsmittel ist – für einen Liter Olivenöl braucht es sechs Kilo Oliven. Hier kann man bei einer Verkostung seine Sensorik für Olivenöl, wie für Wein, trainieren, damit man daheim (und anderswo) den Unterschied zu billigem Industrieöl herausschmecken kann.
Eine herrliche Bootsfahrt von Sorrent nach Marina del Cantone entlang dieser Küste, ist wie aus dem Märchenbuch, es verzaubert. Der Besuch im dortigen Fischlokal „Il Cantuccio“ beweist mal wieder, wie verdammt gut die einfachste italienische Küche ist. Frisch, auf den Punkt gegart, ohne Firlefanz ohne zu viel zu würzen. Einfach genial.
Ach ja, auf Capri waren wir aus sentimentalen Gründen für einen Tagestrip per Fähre auch noch. Dort, wo wir vor 30 Jahren unsere Hochzeitsreise verbrachten, unvergessliche Tage erlebt haben, ist heute ein Ort des Schreckens, zumindest tagsüber. Tausende von Besuchern werden tagtäglich hierher gekarrt und vermitteln eine Stimmung aus Ballermann und billigster Kirmes. „Over-Tourism“ wie in Venedig. Nach zwei Stunden war für uns der Spuk vorbei, wir haben etwas verstört die nächst-erreichbare Fähre zurück aufs Festland genommen. Herrliches Sorrent, wir waren glücklich, wieder dort zu sein.
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http://www.torredelsaracino.it/lacucina.php
https://www.loreleisorrento.com/
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https://www.lanticatrattoria.com/newsite/
https://www.ilbucoristorante.it/